Premiere: 30. Juli 2022 im Haus für Mozart in Salzburg
Mittwoch, 03. August 2022
Samstag, 06. August 2022
Mittwoch, 10. August 2022
Mittwoch, 17. August 2022
Samstag, 20. August 2022
Mittwoch 24. August 2022
Samstag, 27. August 2022
Libretto von Emanuel Schikaneder
Neueinstudierung
LEADING TEAM
Joana Mallwitz Musikalische Leitung
Lydia Steier Regie
Katharina Schlipf Bühne
Ursula Kudrna Kostüme
Olaf Freese Licht
Momme Hinrichs Video
Ina Karr, Maurice Lenhard Dramaturgie
BESETZUNG
ENSEMBLES
Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor
Jörn Hinnerk Andresen - Choreinstudierung
Angelika - Prokopp - Sommerakademie der Wiener Philharmonika - Bühnenmusik
ZUR PRODUKTION
Zauberoper, Singspiel, Maschinenkomödie,
Freimaurerritus mit ägyptischen Mysterien, heroisch komische Oper? Die Zauberflöte wird so viel gehört, so häufig aufgeführt, beredet, bezweifelt und
befragt wie kaum ein anderes Werk der Operngeschichte. Selten wurden die Rätselhaftigkeit und Vielgestalt eines Werkes derart mantrisch beschworen. Und ebenso selten war ein Werk trotz dieser
Diskussionen so unangefochten erfolgreich — und das seit mehr als 200 Jahren.
Singspiele in märchenhaftem Ambiente waren in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts an den Wiener Vorstadtbühnen en vogue. Auch Die Zauberflöte steht in
dieser Tradition: der temperamentvolle Einstieg in die Handlung mit spektakulärer Verfolgungsjagd von Prinz und Ungeheuer, eine Liebesgeschichte, an deren Anfang der Auftrag steht, eine
entführte Prinzessin zu befreien, und in der Sarastro und die Königin der Nacht als Antagonisten um das Gute und Böse in der Welt zu ringen scheinen, „lustige Figuren“ wie Papageno, der wie ein
Rousseausches Naturwesen durch alle Prüfungen einfach hindurchstolpert und sich dabei nicht nur seinen Platz im Gefüge dieser Oper, sondern auch in den Herzen der Zuschauer erobert. Und nicht
zuletzt die Zauberflöte selbst, ein magisches Instrument als „Titelfigur“, das gemeinsam mit dem ebenso wundersamen Glockenspiel Schicksal spielt.
Der vielbegabte Künstler und geschäftstüchtige Impresario Emanuel Schikaneder schöpfte für die Ausgestaltung des Librettos aus den fantastischen Welten von
Christoph Martin Wielands Märchensammlung Dschinnistan. Dabei wusste er sehr genau um die kombinatorische Wirkung von Rührung, Komik und Spektakel; sein Theater auf der Wieden
beeindruckte die Zuschauer mit aufwendigem Verwandlungs und Maschinenzauber. Gleichzeitig spiegelt sich in der Zauberflöte die Faszination des gebildeten Publikums des 18. Jahrhunderts
für antike Mysterien und deren Prüfungsrituale, in denen die Konfrontation mit dem Tod integraler Bestandteil war. Auch Mozart waren sie als Mitglied einer
Freimaurerloge wohlbekannt.
Die Regisseurin Lydia Steier vertraut die Handlung einem Erzähler an und lässt einen Großvater die Zauberflöte als Gutenachtgeschichte seinen drei Enkeln
vorlesen. Doch Vorlesen wie Zuhören bedeutet auch, seine eigene Geschichte und Erfahrungswelt mit hineinzunehmen in das Erzählte — und umgekehrt. So bricht die pralle Fantastik der
Zauberflöte in den streng geführten Haushalt einer großbürgerlichen Familie ein, in der Träumereien wenig Platz haben, und nimmt die drei Jungen mitten hinein ins Geschehen. Als die Drei
Knaben stürzen sie in eine Märchen- und Traumwelt, in deren surrealen Vergrößerungen immer wieder auch der Alltag der Jungen auftaucht. Mit kindlichem Blick begleiten und leiten sie die
Protagonisten durch deren Geschicke. Doch was Mozart und Schikaneder als Heldengeschichte um die Rettung einer Prinzes sin mit einem fast schon humoristischen Duo aus Prinz und
Vogelfänger-Hanswurst beginnen lassen, gestaltet sich zunehmend zu einer Reise ins Ungewisse. Gerade das Überblenden von Märchenhaftem mit vermeintlich von der Vernunft Erhelltem lässt uns in
der Schwebe. Die Zauberflöte erzählt auch von einem Wandel der Zeiten, wir durchleben in ihr Geschichten von Verlust, Liebe und Trennung, von der Bedrohung durch das scheinbar Fremde und
gleichzeitig von dessen Faszination, von Angst und deren Überwindung.
Im Finale des ersten Aktes vollzieht Mozart eine rasante Erweiterung des Tonartenkosmos, als ob er den unschuldigen Blick auf die Märchenwelt mit ihrem klaren
Gegensatz von Gut und Böse verunsichern wollte, indem er ihr eine zunehmend komplexer werdende Welt gegenüberstellt. Erzählen als Schlüssel des Weltverstehens — wo wird dies spürbarer als in der
überwältigenden Vielgestaltigkeit und überbordenden Fantasie der Zauberflöte?
Lydia Steier entwickelt für diesen Festspielsommer ihre Inszenierung von 2018 auf der Bühne des Hauses für Mozart weiter.
Quelle: © Ina Kerr / Salzburger Festspiele